Der Jägersmann
Aus Herzogtum Vexin
Zur Navigation springenZur Suche springenDer Jägersmann Des Jägermanns Häuschen lag ganz allein Bei Courelle am schaurigen Walde, doch er war nie furchtsam und ängstiglich er hatte einen guten Bogen bei sich, der leistet im Hilfe alsbalde. Ein´s Abends, schon mähte der herbstliche Wind Das rasselnde Laub von den Bäumen da traten bei ihm zwei Spießknechte ein und flehten es möchte vergönnet sein die Nacht dort ausruhend zu säumen Der Jägermann sah sich die Spießknechte an Und sprach nach kurzem Bedenken: Weil doch so stockfinster schon waltet die Nacht, so nehmt hier denn Herberg, bis munter erwacht Ihr seid, die Schritte zu lenken. So schliefen sie sanft bei dem freundlichen Mann Bis dämmernd der Morgen ergraute Dann gingen sie fort durch den rauschenden Wald, wo nicht mehr der liebliche Vogelsang schallt, wo Nebel die Blätter bethaute. Und als sie fort waren, da rüstet sich auch Wildwärter, zum Walde zu gehen, Die Frau auch möchte gerne nach Courelle hinein Ein Knabe und ein Mädchen blieben daheim, im Haus nach dem Rechten zu sehen. Kaum waren die Eltern vom Hause fort Und einsam die Kinder beisammen Da tritt in die Thüre der eine Knecht Zu lohnen der die Wohltat durch Bubentat Und spricht mit der Raubsucht Flamme: Gleich sag mir, wo birget, dein Vater sein Geld, Ich will es jetzt wissen und haben; Und willst du´s nicht gleich mir und willig gestehn, Dann sollst du vergebens dies Messer nicht sehn, dann wird ich am Morde mich laben. „Nie achtet ich darauf“ spricht der Knabe beherzt „Wo der Vater sein Geld hält verborgen, und machst du auch drohen, so kann doch mein Mund Dir machen den heimlichen Winkel nicht kund, Wo das Geld birgt Vater mit Sorgen.“ Von Raubsucht getrieben und schändlicher Gier Spricht jetzt der Knecht mit Erboßen „Wenn du´s nicht willst sagen, so falle denn hin, ich will dir austreiben den störrischen Sinn“ – und schon wirr er nieder ihn stoßen. Da sieht ihm der Knabe ganz fest in´s Gesicht Und bringet hervor kaum die Worte „Ach, jetzt fällt mir eben zur rechten Zeit ein, Das Geld wird dort unten im Keller sein, der Vater schlich still oft zu Orte.“ Da horchte der Spießknecht mit gieriger Lust, schnell heischt er dem Knaben zu zeigen, Die Tür ihm zum Keller, auf dass er sofort Das Geld dort aufsuch´am verborgenen Ort Den Schatz sich schnell machen zu eigen. Ganz sacht hob der Knabe zum Keller die Luk´, Behend stieg der Spießknecht hinunter, Doch der ist noch kaum mal die Treppe hinab, Da sperrt ihn der Knabe dort ein wie im Grab, Verschließt die Luke ganz munter. Verschließt auch die Haustür holt den Bogen des Herrn, Heißt die Schwester den Vater zu suchen; Doch wehe! Die Arme ist kaum noch vom Haus´, das stürzt aus dem Walde ganz wütend heraus der and´re Knecht und mit Fluchen: „Gleich sag´mir wo bleibet mein and´rer Kam´rad?“ Kaum hat er´s vom Kinde gehöret, da nimmt er, der Mörder, den Eisendraht und hängt an den Baum mit schändlicher That das Mädchen, wie sehr es sich wehret. Dann will er flugs steigen zum Fenster ins Haus, doch der Knab´steht beherzt auf der Lauer, Und sendet den Pfeil ihm gerade durch´s Herz, da sinkt der Knecht hin, noch fluchend im Schmerz, der Vater sieht´s nah´nd sich, mit Schauer. Voll Zorn und voll Wut dann zur Kellerluk´ Eilt hin der Wildwärter zu lohnen Den Schurken, doch kaum ist der wieder los, versetzt dem Wildwärter er Schlag und Stoß, und wirft ihn mordsüchtig zu Boden. Da schießet der Knabe zum zweiten Mal, schon wälzt sich der Spießknecht im Blute; Gerührt drückt der Vater den Sohn an die Brust, und danket ihm Leben mit froher Lust, dem Retter mit tapferen Mute.